Rezension | Amani 1 - Rebellin des Sandes von Alwyn Hamilton


My rating: 4 of 5 stars

Bisher die beste Geschichte im YA Bereich mit orientalischem Setting, die ich gelesen habe.

Reihe: Band 1 von 3
Dieses Buch habe ich vom Verlag als Rezensionsexemplar 
im Tausch gegen eine ehrliche Rezension erhalten.

WORUM ES GEHT

Amani lebt bereits ihr Leben lang in Dustwalk, einem kleinen Dorf mitten in der Wüste, in dem es nichts gibt als Sand, Ärger und Hoffnungslosigkeit. Niemand weiß, dass sie eine hervorragende Scharfschützin ist, bis sie eines verfluchten Tages bei einem Schießwettbewerb Jin über den Weg läuft. Der hat zu ihrer Überraschung ein noch größeres Talent dafür in Schwierigkeiten zu geraten als sie und gegen ihren Willen muss sie gemeinsam mit ihm aus Dustwalk fliehen. Je mehr sie über ihn erfährt, desto mehr versteht sie, dass sie in etwas so Bedeutsames hereingeraten ist, dass es sie das Leben kosten kann.

WIE ES WAR

Amani ist ein Buch, um das ich schon sehr lange herumschleiche. Eines dieser Bücher, die man als "to-read" markiert und sich denkt: "Irgendwann lese ich das bestimmt mal". Tatsächlich waren es dann Rezensionen anderer Leute, die mich davon überzeugt haben, dass das Buch es wert ist, gelesen zu werden und dafür bin ich ziemlich dankbar, denn Amani hat mich in vielen Dingen wirklich begeistern können. Wenn ihr also genau wie ich nicht sicher seid, ob ihr das Buch lesen sollt, dann hoffe ich, dass meine Rezension euch genauso hilft, wie die anderer es bei mir geschafft haben.
Etwas, das mich abgehalten hat, das war das orientalische Setting. Nicht etwa, weil ich das uninteressant finde, sondern eher weil ich mit diesem Setting Bücher verbinde, die ich gar nicht mochte, wie zum Beispiel "Zorn und Morgenröte" und ich geglaubt habe, dass Amani in dieselbe Richtung gehen würde. Allerdings hatte Amani meiner Meinung nach so ziemlich nichts mit Zorn und Morgenröte gemein und das hat vor allem mit der Liebesgeschichte zu tun.
Viele Leute haben mir im Voraus gesagt, dass die Liebesgeschichte keine so große Rolle in der Geschichte spielen würde. Aus diesem Grund habe ich damit gerechnet, dass sie gar nicht bis kaum vorkommen würde. Das war so (zum Glück) nicht der Fall. Allerdings ist es schon so, dass die Liebesgeschichte nicht der Hauptaspekt der Handlung ist. Seltsam, dass das im Jahre 2016 so bemerkenswert ist. Aber noch einmal für alle, die sich für das Buch interessieren: ES GIBT AUCH EINE LIEBESGESCHICHTE UND DIESE LIEBESGESCHICHTE IST TOLL.
Warum sie so toll ist? Wegen den Charakteren. Amani ist eine - und ich freue mich so sehr, das schreiben zu können - sehr starke Protagonistin, die in einer Welt aufgewachsen ist, in der Frauen nichts zu sagen haben, in der sie behandelt werden wie Eigentum, in der sie nichts bewegen, nichts erreichen können. Aber Amani lässt sich von diesen Normen nicht unterkriegen, sie rebellliert, sie setzt ihren Verstand und ihr Können geschickt ein und lässt sich vor allem von Jin nicht so sehr bezirzen, dass sie darüber ihre Pläne vergessen würde. Diese Szene, wo sie ihn betäubt, ihm alles geklaut und ihn dann sitzen gelassen hat, ohne einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden... Balsam für meine Seele. Ich habe da gesessen und die Pompoms geschwenkt.
Nicht dass Jin nicht anbetungswürdig wäre. Er ist ein wundervoller Charakter und ein toller Love Interest und mir hat es auch gefallen, wie gut die beiden miteinander harmoniert haben. Dabei reichten die vielen kleinen Momente hier aus, um die Liebesgeschichte zu tragen. Es brauchte keine großen Liebeserklärungen, sondern die Charaktere haben durch ihr Handeln gezeigt, was der jeweils andere ihnen bedeutet. Gerade bei Amani war es toll zu beobachten, wie Jin in ihrer Wertung immer mehr gestiegen ist.
Der tolle Schreibstil hat es auch geschafft, die Charaktere lebendig werden zu lassen. Nicht nur Amani und Jin, sondern auch alle anderen waren sehr gut fassbar und besonders Shazad mochte ich unheimlich gern, weil auch sie, wie Amani, ein sehr starker weiblicher Charakter ist. Ich hoffe sehr, dass wir noch gaaaanz viel von ihr im zweiten Band lesen werden.
Nicht nur die Charaktere wurden durch den Schreibstil lebendig, sondern auch die Wüste selbst. Die verschiedenen Zauber, wie die Wüstenpferde oder selbst die Djinni, die magischen Fähigkeiten und die Orte, durch die Amani und Jin im Laufe des Buches kommen, all das hat zu einem wundervollen Setting geführt, in das ich gerne eingetaucht bin.
Was die Handlung angeht, habe ich oft gelesen, dass viele das Buch stellenweise etwas zu langsam fanden. Dem kann ich persönlich nicht zustimmen. Vielleicht ist das eines dieser Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Bücher, aber ich habe mich nie gelangweilt und hatte auch nie das Gefühl, als wäre das Pacing zu langsam, obwohl ich ein Leser bin, der es gerne schnell mag. Im Gegenteil ging mir das Ende tatsächlich zu schnell. Ich hätte mir da mehr Abschluss gewünscht. Zumindest noch eine Szene, die nach dem großen Showdown spielt. Während sehr viel Zeit auf den Anfang und Mittelteil des Buches verwendet wurde (zu Recht!), wurde dem Finale nur wenig Raum gegeben, was ziemlich schade war.
Mein weiterer Kritikpunkt ist der Charakter von Noorsham, der für mich nicht ganz griffig gewesen ist. Seine Motive waren stellenweise schwach und nicht genügend ausgearbeitet. Manchmal hatte ich das Gefühl, als wäre er als Figur nicht von Beginn an so geplant gewesen, sondern eher im Nachhinein am Ende zurückgeholt und zu einem richtigen Nebencharakter gemacht worden. Aber ich kann mich hier auch täuschen.

Insgesamt erfindet Rebellin des Sandes, was die Handlung angeht, das Rad sicher nicht neu, aber konnte mich trotzdem aufgrund der tollen Erzählweise, der starken, wundervollen Protagonistin und des Settings überzeugen. Gerade diejenigen, die die Liebesgeschichtenlastigen Bücher mit sexistischen Rollenbildern leid sind, werden diese Geschichte bestimmt genauso mögen wie ich. 

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